Sonntag, 11. März 2012

Auch alte Bäume müssen geschnitten werden



Ich schaute, den knorrigen, vom Alter gekennzeichneten und vom harten Winter hart zugesetzten, alten Apfelbaum, vor unserem Hause lange an. Da, plötzlich begann der Baum zu sprechen und dabei verhedderten sich ein paar, vom schweren Schnee abgeknickten Aeste, in seiner Krone.

 Und, als er sich,  über sein unordentliches Aussehen bei mir  entschuldigte, fragte er: "Soll ich Dir ein wenig von mir erzählen?"
 "Ja, erzähle", sagte ich, "diesen Winter hast du ja wirklich ein paar Aeste gelassen!"

"Ich weiss, ich weiss", sagte mein Freund, - "aber schau, auf diese  Aeste kommt`s auch nicht mehr drauf an! Vielmehr zählt, was ich an innerer  Kraft, Jahr für Jahr zulege. sie ist es schliesslich, die mir den Saft reicht, und übrigens bin ich auch nicht mehr so erpicht, haufenweise Aeste zur Schau zu stellen!"
"Und", meinte der Apfelbaum:" Der Winter kann mir,  nicht mehr so viel anhaben, wie früher! Ich bin es nun mal gewohnt, dem  Wind und dem Sturm die Stirne zu bieten!" Und dabei reckte sich der alte Baum ziemlich stolz dem Himmel entgegen!

" Entschuldigung!" sagte ich und schaute meinen Freund liebevoll an.

" Früher," sprach der alte Apfelbaum weiter: "Da, war so ein kalter Winter eine rechte Herausforderung! Kalte Winde, lange, eisige Nächte, wie oft froren mir dabei meine kleinen, neuen Triebe ab! Wenn ich damals keinen aufmerksamen Gärtner gehabt hätte, wäre ich wohl zum Mimöschen geworden und an den vielen Herausforderungen des Lebens gescheitert! In meinen jungen Jahren musste ich lernen, nicht zu schnell und zu ungestüm aufzuwachsen!
Meine ersten Blüten entfernte mir der Gärtner, damit ich keine Früchte trage- das Geheimnis des Früchtetragens wurde mir damals noch verwehrt, damit meine Wurzelbildung gestärkt würde!"

 " Aha," sagte ich, "die Wurzelbildung, die brauchts, nicht wahr, mein alter Freund!"

" Ja, wie hätte ich sonst alt und stark werden können?" meinte der Apfelbaum." Schon so mancher Sturm hätte mich umgehauen, hätte ich nicht Wurzeln, die tragen!"

"Ja, so ist das Leben," nickte der alte Apfelbaum: " Immer geht`s einem an den Kragen, dabei wäre ich so gerne gross geworden, wie eine Zeder auf dem Libanon! In jungen Jahren trieb ich die Kräfte in die Aeste, aber da kam  einer, und formte mir die Krone!"
Und weiter redete der Baum: " Meine ungestümen Seitentriebe wurden kurzerhand gestutzt, auch die Zweige, welche anderen Zweige im Wege standen und die falschen Wasserschosse, mit denen ich zu beeindrucken versuchte, mussten weg!"

"Auch mit meinem Mitteltrieb war`s so eine Sache!", meinte der Baum weiter:" Wie gerne hätte ich den, wie ein Schiffsmast hoch in den Himmel geschickt! Aber, nein, auch mit diesem musste ich meine Lehre ziehen! Da ein Ast weniger, dort ein Ast weniger, so wurde an mir herumgeschnitten und doch, wuchs ich heran!"
"Die Vögel ruhten in meiner Krone und in meinen, inzwischen stark gewordenen Aesten bauten sie Nester. "Und weisst du was?"der Baum neigte sich leicht zu Seite: "Ich freute mich an den Kindern die in meinem Schatten spielten und am Besuch, der vielen kleinen Insekten!"

" So, verging die Zeit", sprach der alte Apfelbaum, in seine Krone hinein: "Und noch immer wird an mir herumgeschnitten!
Doch mit der Zeit, blinzelte er mir zu:" lernte ich, dass ein gut geschnittener Baum mehr Licht und Luft durchlässt, als ein verwilderter und auf sich gestellter Baum!
 Und dass Licht und Luft wiederum, den Früchten zu Gute kommt." Dass gab der Apfelbaum mit rechtem Stolz zu!

" Und!", sprach der Baum weiter:" als meine Früchte reif und prall waren liess ich sie fallen und siehe da, aus den kleinen Apfelkernen wuchsen winzige Apfelbäumchen, direkt neben meinem Stamm!"

" Weisst du was?" flüsterte ich dem alten Apfelbaum in die Rinde: " Des Alten Krone sind die Kindeskinder!" ( Spr. 17,6)!

Da ging ein leises, freudiges Schütteln durch meine Freund!
Und ich freute mich, dass der alte Baum sich freute!

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