Mittwoch, 9. Juni 2010

Brief an einen Holderbusch


Lieber Holunder!
Ich muss Dir einfach einmal sagen, wie schön Du bist.

Gestern, fuhr ich mit dem Fahrrad durch Wald und Heide und überall sah ich dich, zwischen alten Mauern, neben Hütten und aus Hinterhöfen hervorspähen. Die alten Hütten aber, strahlten, neben deinen hübschen, weissgestickten Blütendolden, wie fröhliche Bräutigams.
Macht es Dir eigentlich gar nichts aus, in Hinterhöfen, auf Schutt- und Komposthalden, zu blühen, was das Zeugs hält?
Ich bewundere Deine Gelassenheit, dort, freudig Wurzeln zu schlagen, wo Dich die Vögel hingetragen haben, oder der Mensch, dich eingepflanzt hat. Dein ruppliger, struppiger Rindenstamm hat so gar nichts, mit deinen feingestickten Taufkissendolden, gemeinsam? Deine Rinde erinnert an die Haut eines alten Indianers, der schlau ist, die Gefahr kennt, und mehr über die Natur weiss, als alle Bleichgesichter zusammen! Sag, mal Holunderbusch bist du die Rothaut unserer Wälder? Der Späher in der Prärie, der die berühmte Reden des alten Häuptlings Seattle kennt? Bist Du der Rufer in der Wüste, dass wir unsere Kinder lehren sollen, das der Boden unter unseren Füssen, die Asche unserer Grossväter ist, damit sie das Land achten! Und wenn man deine Blätter zerreibt erinnert mich dein Duft, dass die Erde nicht dem Menschen gehört, sondern der Mensch, der Erde.

 Schwarzer Holder, Sambucus, ich verehre Dich!

Sei gegrüsst du edler Busch

Deine
Musle

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