Freitag, 6. Januar 2012

Ich brauche am Sonntag nicht noch einkaufen zu gehen.



Der Brief "Lieber Sonntag" stammt aus der Feder von `Andere- Zeiten-Team`. Ich habe ihn heute für euch abgeschrieben, weil die Idee, dem Sonntag einen Brief zu schreiben, schon lange auch meine Idee war.
Nun, aber habe ich das` Andere- Zeiten- Team` kennengelernt und ihre  Internetseite http://www.machmalsonntag.de/.  entdeckt.  Was die da schreiben, zusammen ausdenken und wie sie sich für die Sache eines freien Sonntages einsetzten, finde ich genial!

Euch, sei der Sonntag ein Segen!


Lieber Sonntag,
wir kennen uns jetzt schon so lange. Ein ganzes Leben. Du hast all unsere Veränderungen mitgemacht, warst nicht beleidigt, wenn wir dich ignorierten, hast milde darüber hinweg gesehen, wenn wir beklagten wie langweilig Du bist.
Wie schwierig Du für uns Kinder warst! Steife Kleider mussten wir tragen, die wir auf keinen Fall schmutzig machen durften. Gesittet sollten wir neben Mama und Papa durch den Park spazieren, wo wir lieber einen Fussball getreten hätten. Tanten kamen zu Besuch, deren feuchte Wangenküsse wir hassten, anderseits gab es dazu Buttercremetorten, die uns den Rest ertragen liess. Manchmal nahm uns Opa mit in den Gottesdienst, und auch wenn wir nichts verstanden, waren die Gesänge geheimnissvoll schön.
Dann wurden wir Teenager. Das machte unser Miteinander nicht leichter. Jetzt wurden die Kirchgesänge Pflicht. Uns morgens um neun aus dem Bett zu quälen, schien pure Folter. Wir flüsterten und kicherten in den vordereren Kirchenbänken ( da mussten wir sitzen!) und ernteten des Pfarrers zornfunkelnde Blicke. Aber wir erhielten ein Sternchen für Anwesenheit, und die Konfirmation war wieder ein Stück näher gerückt.
Am Abend wünschten wir uns dann, eine Minute möge zu Stunden werden. Das Matheheft lag unberührt und vorwurfsvoll auf unserem Tisch, und auch die Lateinvokabeln sind noch nicht bis in unser Hirn vorgedrungen. Wir wussten natürlich, dass wir all dies den ganzen Nachmittag hätten tun können, den wir ohne hin öde fanden. Aber ein Teenager Herz ist nicht von Vernunft getrieben, also hadertn wir so lange, bis als Ausweg nur noch das Heft der Sitznachbarin am Montagmorgen blieb.
Aber auch das ging vorbei. Zum Glück! Denn dann kam die Studienzeit und die Dinge entspannten sich. Auf einmal probierten wir all jenes, was wir vor zwei Jahren zuvor empört als spiessig abgetan hatten. Wir luden Freunde zum Frühstück ein und kochten ihnen ein Ei. Wir bestückten Spaziergänge mit Picknickkörben. Wir kochten, nur das der Braten nicht punkt zwölf auf dem Tisch stand und auch kein Brate, sondern Nudelauflauf war. Wir entdeckten, dass es Gottesdienste auch zu genehmeren Zeiten, zum Beispiel am Abend, gab. Und danach versammelten wir uns vor dem Fernseher irgendeiner WG, um gemeinsam den `Tatort`zu zelebrieren.


Lieber Sonntag, das war der zarte Beginn unserer Liebe zu Dir. Wir entdeckten neue Seiten. Aus dem grauen Mauerblümchen wurde eine Persönlichkeit voll ungeahnter Facetten. Wir staunten!
Als das Arbeitsleben begann, erkannten wir, dass Du eine Oase bist. Ein Freigeist. Du bietest hundert Möglichkeiten. Wir brauchen Dich. Ein Tag in der Woche, an dem wir tun dürfen, was schön ist- und nicht was sein muss. Wir bringen unsere Seelen ins Lot. Wir ordnen die Welt mit Freunden. Wir bauen mit Lena und Lukas stundenlang Bauklotztürme. Wir vergraben uns in ungelesene Zeitungen. Wir träumen rosa Wolken in den Himmel, wir entwerfen Utopien, die uns in den Montag tragen. Du bist der Tag, an dem niemand etwas von uns fordert. Und wer es doch tut, wird mit einem milden Lächeln auf Deine Existenz verwiesen. Du bist wie ein grosser Bruder, Du beschützest uns vor Zeitdieben, Stressmachern, Immermehrwollern. Wir sinken in Deine Arme und denken wohlig: Uns kriegt ihr nicht!


Wir lieben Dich
Dein Andere -Zeiten-Team

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